Funktion und Aufbau von Bibliothekssystemen II

In meinem letzten Lerntagebucheintrag war ich gegen Ende auf Bibliothekssysteme und Bibframe eingegangen. Dabei könnte die Formulierung missverstanden werden bzw. zu uneindeutig sein, was mir erst bewusst wurde, als zu Beginn der dritten LE auf die Unterscheidung von Regelwerk und Datenformat eingegangen wurde. Bzw. wurde eben auch erwähnt, dass eine Abgrenzung der beiden dann doch nicht so klar auszumachen ist. Der Exkurs war also sehr angebracht, finde ich super, wenn solche beobachteten Missverständnisse aufgegriffen und geklärt werden. Deshalb möchte ich also zum letzten Eintrag gerne ergänzen, dass Bibframe selbst nicht ein Bibliothekssystem ist, sondern dass Bibliothekssysteme künftig auf diesem Datenformat bzw. Datenmodell basieren. Auf die Situation in meinem Betrieb angewendet heisst das nun Folgendes: Wir arbeiten mit dem Bibliothekssystem (integriertes Bibliotheksmanagementsystem, die viel verwendete englische Abkürzung ist LMS, man redet aber auch von Bibliothekssoftware) SISIS-SunRise. Ein LMS ist eine ERP-Software. Eine Software also, welche die betriebswirtschaftlichen Prozesse einer Unternehmung steuert. Das bei uns verwendete LMS besteht im Wesentlichen aus den Modulen Erwerbung, hierüber läuft der gesamte Bestellprozess und die Führung des Budgets; Katalog, zum Katalogisieren der Medien; Ausleihe, zur Ausleihe und Rückbuchung der Medien und Verwaltung der Benutzer*innendaten; OPAC, der öffentlichen Schnittstelle, über welche die Benutzer*innen auf den Katalog zugreifen können. Das Katalogisieren bzw. die Formalerschliessung erfolgt nach dem Regelwerk RDA (Resource Description and Access). RDA basiert auf dem Datenmodell FRBR (Functional Requirements for Bibliographic Records), welches Konzepte für die Katalogisierung definiert. So werden die Entitätentypen, wie z.B. Werk, Ausgabe, Exemplar; und ihre Beziehungen zueinander beschrieben, und der Inhalt klar gegenüber dem Trägermedium abgegrenzt. Damit die Daten von einer Maschine verarbeitet, zwischen Bibliotheken ausgetauscht und mit möglichst weniger Speicherplatz abgespeichert werden können, benötigt es ein bestimmtes Datenformat, mit welchem die Art und Form der Information, die erfasst bzw. codiert werden soll, festgelegt wird. Bei uns im Betrieb handelt es sich dabei um das Format MAB (Maschinelles Austauschformat für Bibliotheken), welches veraltet ist, nicht mehr weiterentwickelt wird und eigentlich im deutschsprachigen Bibliotheksbereich von MARC21 abgelöst wurde.

Ein weiteres Thema, welches in der 3. LE behandelt wurde und für mein Fachpraktikum von Bedeutung sein wird, ist der Marktüberblick über die Bibliothekssysteme. So gibt die Statistik von Marshall Breeding einen Überblick, welche Unternehmung hinter welchem Produkt steht und um was für ein Produkt es sich handelt. Obwohl schon davon gehört, ist mir noch nicht ganz klar, was der Unterschied zwischen einem integrierten Bibliothekssystem und einem Discovery System ist. Am besten kann man die Unterscheidung aufzeigen, indem man sich die Recherche im Vergleich anschaut. Bei einem integrierten Bibliothekssystem erfolgt diese über den bereits genannten OPAC, der Teil des ILS ist. Bei der Suche im OPAC ist es das Ziel, den/die exakten Treffer zu finden. Es gibt kaum eine Fehlertoleranz (Schreibweise) und es muss eine spezielle Abfragesprache (Bool’sche Algebra) angewendet werden. Als Suchergebnisse werden diejenigen Medien angezeigt, die sich im Bestand der Bibliothek befinden und im selbigen ILS ein Katalogisat hinterlegt ist. Nun gibt es die Möglichkeit das ILS über eine Schnittstelle mit einem Discovery System zu verbinden. Discovery Systeme sind nach dem Vorbild der Suchmaschinentechnologie entstanden und für die Nutzer*innen intuitiver zu bedienen ist, da keine formale Abfragesprache verlangt ist. Das Ziel bei der Suche über ein Discovery System sind die besten Treffer, so wie wir es auch von der Web-Suche her kennen. Ein Discovery System liefert sodann nicht nur Treffer aus dem lokalen Bestand der Bibliothek, sondern z.B. auch aus angeschlossenen Datenbanken oder Repositorien, was somit das Suchen auch nach unselbständiger Literatur, z.B. Zeitschriftenartikel, ermöglicht.

Beim Thema Alma wird dann noch die Integration eines ERMS (Electronic Resource Management Systems) erwähnt. Wie ist das dann für unseren Betrieb zu verstehen? Benötigen wir ein Bibliothekssystem, welches ebenfalls ein solches ERMS integriert hat, weil wir auch eBooks, eAudios etc. im Bestand haben oder ist das hinfällig, weil wir diese auch heute bereits auf einer externen Plattform (OverDrive) zugänglich machen. Trotzdem müssen diese in unserem OPAC sichtbar sein. Reicht da eine Schnittstelle?

Verwendete Quellen: