Wo bin ich gestartet?

Dieses Modul war bei mir eigentlich erst für das 7. Semester vorgesehen. Da ich aber kurz vor Semesterbeginn eine Besprechung bzgl. meines Fachpraktikums hatte, bei dem sich herausstellte, dass sich mein Projekt um die Einführung eines neuen Bibliothekssystems bei uns im Betrieb drehen wird, sah ich in diesem Kurs die Chance, einen möglichst nahen Bezug zwischen Theorie und Praxis herstellen zu können. Aufgrund dieser vorgezogenen Modulbelegung bin ich hier als einzige der «Zürcher-Fraktion» in der «Churer-Klasse» unterwegs. Da das Modul aber, bis auf die Einführungsveranstaltung, sowieso online stattfindet, stellt dieser «Klassenwechsel» glücklicherweise keine zusätzliche logistische Erschwernis dar.

Erstaunlicherweise haben sich die eher «technischen» Inhalte des bisherigen Studiums zu meinen beliebteren Fächern entwickelt, denn ins Studium brachte ich keinerlei Kenntnisse im Bereich Informatik mit. Datenbankmanagementsysteme, Programmierlogiken, Architektur von Informationssystemen, bieten Hintergründe zu Themen, die für mich v.a. Blackboxes waren und es immer noch zu einem grossen Teil sind, aber es macht Spass, da mehr und mehr hinter die Kulissen zu sehen. Somit sprechen mich die vorgestellten Lernziele in diesem Modul ebenfalls an. Software verstehen, evaluieren, Metadaten modellieren, hört sich für mich so an, als liessen sich hier ganz aktuell Parallelen zur Praxis ziehen. Dann wird zwar noch was erwähnt von Suchmaschinen konfigurieren und Crosswalks programmieren, darunter kann ich mir noch nicht wirklich was vorstellen, aber das gehört ja auch dazu.

Das gilt genauso für die Form des Leistungsnachweises. Ein Lerntagebuch. Zu jeder Lehreinheit sich nochmals selbständig mit den Inhalten auseinander setzen und seine Erfahrungen damit zu dokumentieren. Ja, doch, ich könnte mir vorstellen, dass es mir «gut tun» wird, mich mit dieser Regelmässigkeit und Struktur mit einem Thema zu befassen, «dran bleiben» zu müssen. Trotzdem, Vergleichbares kenne ich nur mit Übungen, welche auf die jeweils nächste Lehreinheit vorbereitet werden mussten. Das Lerntagebuch hier, hat schon noch mal einen anderen Ansatz. Es bietet vielleicht mehr Freiraum in der Art, wie man lernt und Gelerntes vertieft, mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Andererseits habe ich auch etwas Respekt vor dieser freien Gestaltung. Wird meine Auseinandersetzung kritisch genug sein und schaffe ich es, die Inhalte in den Kontext zu setzen? Den Lerntagebucheintrag zur ersten Lehreinheit zu verfassen, führte mir v.a. auch vor Augen, wie viele neue Inhalte trotz einiger bereits in diesem ersten Block vermittelt wurden, obwohl wir auch noch mit Organisation und Administration beschäftigt waren. Etwas mehr unterstützende Anleitung hat mir lediglich für das Tool selbst, GitHub Pages, gefehlt.

Nun jetzt aber nochmals zurück zu meinem Fachpraktikum bzw. dem Namen des Moduls «Bibliotheks- und Archivinformatik». Mit Bibliotheksinformatik arbeite ich nun seit knapp drei Jahren aufgrund meiner Anstellung in einer öffentlichen Bibliothek. Aus eigener Erfahrung und den Erzählungen meiner Arbeitskolleg*innen ist die Thematik, bzw. bei uns im Betrieb eher «Problematik», nicht so leicht einzuschätzen, zu fassen. Bei vielen nimmt man fast schon eine gewisse Resignation in der Auseinandersetzung damit wahr. Man hat sich damit abgefunden, dass gewisse Funktionen nicht zur Verfügung stehen, man über - wahrscheinlich sogar - hilfreiche Funktionen nicht Bescheid weiss oder gewisse Arbeitsabläufe so sind, wie sie sind, obwohl man intuitiv den Prozess anders dirigieren würde. Um es plakativ darzustellen: Gewisse Abläufe sind bei den ausführenden Personen lediglich als eine Abfolge von Befehlen bzw. Prozessschritte abgespeichert, ohne diese inhaltlich nachvollziehen zu können. Dies wirkt sich teils auch spürbar auf die Motivation der Mitarbeitenden aus, wenn es darum geht, mit dem Bibliothekssystem als Werkzeug zu arbeiten. Die Einführung eines neuen Systems wurde bereits vor vier Jahren als Projekt in Angriff genommen, kam aber über eine Evaluation möglicher Anbieter nicht hinaus. Aktuell wird der Projektinitialisierungsauftrag zusammengestellt und eine Umsetzung des Vorhabens wird nun nicht mehr in Frage gestellt. Es freut mich, bei solch einem Projekt mitarbeiten zu können und hoffe, auch ein paar Inputs aus diesem Unterricht einbringen zu können. Zwei meiner Hauptaufgaben werden es sein zu möglichen Anbietern zu recherchieren, was die aktuellen Standards im Bereich der Bibliothekssoftware sind und ausserdem eine Bedarfsanalyse aus der Sicht unseres Betriebs und den uns angeschlossenen Zweigstellen und Verbundsbibliotheken durchzuführen, wobei v.a. dieser zweite Teil dann eher mit Requirements Engineering zu tun hat.